Nix geht mehr...
Als ich mal wieder samstagnachmittags Dienst beim ADAC hatte, bekam ich einen Auftrag zur Pannenhilfe. Auf dem Auftrag stand: Fahrzeug springt nicht an - dieses konnte alles und nichts heißen. Da ich per Piepser unterwegs war, fuhr ich zur Firma um den Pannenwagen zu holen, der mit allem möglichen Werkzeug und den gängigsten Ersatzteilen ausgestattet war.
Als ich dann nach etwa zehn Minuten beim Kunden ankam, sah ich schon einen Opel Rekord E älteren Baujahres in der Garage stehen. Ich sah auf den ersten Blick, dass dieses Fahrzeug in einem sehr gepflegten Zustand war. Auf meine Frage hin was er den hätte, kam die Antwort dass er einfach nicht mehr anspringen wolle. Nun gut, also ging das übliche Procedere los, in dem man sich erst einmal ein Bild über den Sachstand verschafft.
Ich setzte mich hinter das Steuer und drehte den Schlüssel rum – jedoch drehte der Anlasser den Motor nur sehr Mühsam durch. Für mich ein klarer Fall, dass die Batterie leer sein musste. Ich beschloss, den Wagen mittels Überbrückungskabel zu starte. Weil die Batterie extrem leer zu sein schien, entstehen normalerweise an den Polen der Batterie größere Funken, wenn man das Kabel anschließt. Die leere Batterie fängt normalerweise sofort an, den Strom aufzunehmen – was hier aber nicht der Fall war. Dieses kam mir in dem Augenblick merkwürdig vor. Ich versuchte dann erneut den Wagen zu Starten, jedoch wieder ohne Erfolg. Der Anlasser hatte nicht die Kraft den Motor zu drehen.
Ein bisschen merkwürdig kam mir das schon vor – also beschloss ich den Motor mit der Hand durchzudrehen, um ein Festsitzen des Motors auszuschließen. Der Motor ließ sich nur sehr Zäh durchdrehen, was einen Kolbenfresser für das erste ausschloss.
Das Problem musste im Anlasserbereich liegen, denn der Motor kam erst gar nicht auf eine vernünftige Anlassdrehzahl um zu starten. Ich fragte den Kunden was denn heute passiert war – und ob der Wagen heute denn schon mal gelaufen war.
Seine Antwort lautete ganz klar: „Ja, eben lief der Wagen noch, jedoch nach seinem Ölwechsel halt nicht mehr“. Bei mir klingelten die Alarmglocken, ich fragte den Kunden, ob er denn auch Öl in den Motor getan hätte, denn wenn er den Motor ohne Öl angelassen hätte, wäre der Motor vielleicht doch festgefressen. Bei der Frage an den Kunden mit dem Ölwechsel flogen meine Augen flüchtig durch die Garage, in der der Wagen stand – und dachte bei mir, Öl hat er ja genug gekauft, denn da standen fünf 5-Literbehälter mit Öl. Der Kunde antwortete mir etwas angegriffen: „Na klar, habe ich in den Motor Öl eingefüllt, und ich habe ihn auch voll gemacht“.
In dem Moment als ich das Wort „voll gemacht“ gehört hatte, musste ich der Sache auf den Grund gehen. Ich öffnete den Öldeckel und traute meinen Augen nicht, das Öl stand bis oben im Motor – heißt der Motor war randvoll mit Öl gefüllt. Ich fragte den Kunden, wie viel Öl er denn in den Motor reinbekommen hätte, er antwortete „na fast 24 Liter und der Ölfilter wäre auch neu“.
Na da brauchte ich ja nicht mehr lange zu suchen. Ich fragte den Kunden gar nicht mehr nach dem offiziellen Wert der Ölmenge, sondern erst einmal nach einem Auffangbehälter. Nachdem ich dann über 20 Liter frisches gelbes Motoröl abgelassen hatte, kontrollierte ich am Messstab dann den korrekten Ölstand.
Nachdem ich alles verschlossen hatte, setzte ich mich hinter das Steuer und startete den Wagen – der auch prompt ansprang und ruhig vor sich hin säuselte. Ich kontrollierte dann noch den festen Sitz des Ölfilters und schaute nochmals nach dem Ölstand, den ich aber nicht mehr korrigieren musste. Nachdem ich dann den Auftrag geschrieben und der Kunde unterschrieben hatte, empfahl ich ihm dass nächste mal in eine Fachwerkstatt mit einer Reparatur zu gehen.
Die Geschichte wollte man mir dann in der Firma nicht abkaufen, aber genau so wie ich sie hier geschrieben habe, ist es abgelaufen, Sachen gibt es…